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*Ignoble* Forschung |
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Was Forscher von Stripperinnen lernen
Die diesjährigen Träger der satirischen Ig-Nobelpreise stehen fest
Sie haben die Auswirkungen des Eisprungs auf den Verdienst von Stripperinnen untersucht, die Sprunghöhe von Flöhen im Fell von Hunden und Katzen oder den Einsatz von Cola als Verhütungsmittel - jetzt endlich sie sind dafür belohnt worden. Forscher aus zehn Fachrichtungen konnten sich am Donnerstag über den nicht ganz so noblen Nobelpreis freuen, den Ig-Nobelpreis. Seit 1991 wird die Auszeichnung *ignobel* (bedeutet aus dem Englischen übersetzt *unwürdig*) für Arbeiten vergeben, die Menschen erst zum Lachen und dann zum Nachdenken bringen.
Die Lacher auf seiner Seite hatte Geoffrey Miller von der Universität New Mexico, als er von seinen Feldstudien mit Striptease-Tänzerinnen erzählte, die ihm den Wirtschafts-Preis einbrachten. Er konnte zeigen, dass Stripperinnen an ihren fruchtbarsten Tagen im Zyklus das meiste Trinkgeld bekommen. Auch sonst, so sein Fazit, könnten Wissenschaftler viel von Stripperinnen lernen.
Französische Tierärzte wurden für die Antwort auf eine besonders dringliche Frage ausgezeichnet. Springen Flöhe höher, wenn sie auf Hunden oder Katzen leben? Die Erkenntnis der Biologie-Preisträger: Hundeflöhe sind die Meister im Hochsprung. Warum das so ist, konnten die Forscher allerdings nicht erklären, als eine der wenigen Laureaten blieben sie der Zeremonie an der Universität Harvard fern.
Den Chemiepreis müssen sich dieses Jahr zwei Forschergruppen teilen: Bereits vor mehr als 20 Jahren entdeckten Mediziner aus Puerto Rico und den USA, dass Coca-Cola intravaginal verabreicht ein effektives Verhütungsmittel sein kann. Innerhalb von einer Minute hätte es die untersuchten Spermien abgetötet, sagte Deborah Anderson von der Harvard Medical School in ihrer Dankesrede. Weil taiwanesische Forscher kurze Zeit später das Gegenteil bewiesen hatten, erhielten sie die andere Hälfte des Preises. Zu Ehren der Forscher erhob sich das Preiskomitee zu einem Toast mit Colaflaschen in der Hand.
Weitere Auszeichnungen gingen an den Psychologen Dan Ariely, der zeigen konnte, dass teure Placebos wirksamer sind als billige Scheinmedikamente, an den kalifornischen Physiker Dorian Raymer für seine mathematische Erklärung, warum sich Fäden, Haare und fast alle anderen Dinge spontan verknoten und an Wissenschaftler aus Japan und Ungarn, die Schleimpilze durch Labyrinthe krabbeln ließen ohne dass sich die amöbenartigen Wesen verirrt hatten.
Sogar die Schweizer Bürger durften sich freuen. Weil sich die Eidgenössische Ethikkommission dafür stark macht,
dass auch Pflanzen eine Würde haben, erhielt das Land den Friedenspreis. Der Karlsruher Ethiker Urs Thurnherr, Mitglied der Kommission, hatte dafür eine einfache Erklärung:
*Haben Sie sich schon mal schlecht gefühlt, weil Sie Blumen nicht gegossen haben? Eben, da haben wir´s*
ALEXANDER STIRN
Süddeutsche Zeitung/ Wissen/ 4-5.10.2008
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